Gigantisch und langsam: Rotorblätter für Windpark schleichen durch Netzgebiet

Don Quijote war ein Romanritter, der gegen Windmühlen kämpfte. Fast 20 Mitarbeiter von MITNETZ STROM und der Partnerfirma SSS Hainichen kämpfen derzeit als Ritter der Landstraße für den sicheren Transport von Windflügeln. Was beide eint, ist der große Aufwand, der betrieben wird.
Insgesamt neun Rotorblätter sowie diverse andere Bauteile sollen im Auftrag der Vestas Wind Systems A/S im Erzgebirge vom Großlager in Heinzebank über rund 30 Kilometer zum Windpark in Saidenberg bei Pfaffroda transportiert werden. Aus ihnen entstehen schließlich drei Windkraftanlagen für die Sabowind GmbH. Der Windpark wird für den Betreiber UKA Umweltgerechte Kraftanlagen GmbH & Co. KG erweitert und kann nach Angaben des Betreibers dann bis zu zusätzliche 14.000 Haushalte mit grünem Strom versorgen.

Fast 100 Meter lange Fuhre kriecht mit 10 km/h über die Straße
Jedes Rotorblatt ist gigantische 96 Meter lang und muss deshalb einzeln auf einem nicht besonders wendigen Tieflader transportiert werden – entlang von baumgesäumten Landstraßen, durch enge Kleinstädte und über schmale Dorfstraßen. Jeder Kreisverkehr, jeder Abzweig und jede Kreuzung stellen die Beteiligten vor riesige Herausforderungen. Ein Trip dauert zwei Tage, nach 24 Kilometern wird Nachtruhe gehalten. Was unglaublich langsam klingt, ist es auch. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 10 km/h, die nur bei allerbesten Bedingungen erreicht wird, kriecht der Schwertransport durch die bergige Region.

MITNETZ STROM macht den Weg frei, Unterbrechungen der Stromversorgung notwendig
Um die Durchfahrt der Schwerlasttransporte zu ermöglichen, muss der Verteilnetzbetreiber MITNETZ STROM entlang der Route temporär Leiterseile von Freileitungsmasten zu entfernen und anschließend auch wieder zu installieren. Hierzu ist es erforderlich, die Stromversorgung im Niederspannungsnetz zeitweise zu unterbrechen. Die betreffenden Kunden wurden/werden durch MITNETZ STROM mittels Schreiben und Aushängen über den voraussichtlichen Zeitraum der Abschaltung vorab informiert. Abschaltungen sind/waren in Voigtsdorf, Dörnthal, Mittelsaida, Pockau, Forchheim, Görsdorf und Lengefeld geplant. „Unsere Kollegen haben letzte Infoblätter zu Versorgungsunterbrechungen verteilt und sich mit den Kunden abgestimmt“, so Böttcher.
„Den ersten Transport haben wir erfolgreich bewältigt“, berichtet David Böttcher, Realisierung MS/NS/UW bei MITNETZ STROM. „Auf der Wegstrecke gilt es rund 36 Freileitungskreuzungen zu kontrollieren und gegebenenfalls zu demontieren.“ Dazu gab es im Vorfeld jede Menge Abstimmungsbedarf, Vor-Ort-Termine mit den Beteiligten und viele Fragen. Zuvor wurde die Firma SSS Hainichen beauftragt und in das Projekt eingewiesen.
Mehrere Teams arbeiten Hand in Hand
„Um 8.00 Uhr war Startschuss für das erste Blatt. Unsere Monteure Thomas Weber und Mario Melzer stimmten sich mit den Kollegen vor Ort ab und schalteten die ersten betroffenen Leitungen ab. Sie führten die Sicherheitsmaßnahmen durch und erteilten der Firma die DE. Diese nahmen die ersten Leitungen runter und der Transport konnte pünktlich 9.00 Uhr beginnen. Die Kollegen haben sich ab da in mehrere Teams aufgeteilt. Ein Kollege schaltete frei, dann wurde demontiert, anschließend die betroffene Stelle gequert und schließlich wieder montiert. Am Ende hob der zweite Kollege die Sicherheitsmaßnahmen wieder auf und schaltete zu“, beschreibt Böttcher das Prozedere.

Verständnisvolle Anwohner
Rund drei bis vier Stunden musste die Stromversorgung an den einzelnen kritischen Wegpunkten unterbrochen werden. Die Anwohner hätten jedoch Verständnis gezeigt und nicht negativ reagiert, versichert der Fachmann und resümiert: „Der erste Tag hatte für uns sehr gut geklappt, unser Dispatching war gut geplant und abgestimmt. Federführend waren aus meiner Sicht Rene Fleck und Sven Berger. Der Koordinierungsbedarf vor Ort ist echt enorm und zugleich spannend.“ Mit mehreren Tagen Abstand folgen in Kürze die nächsten Rotorblätter, bis Anfang September soll der Auftrag erledigt sein.
