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Dunkelflaute im Netz - Gefahr für die Stromversorgung?

Stromausfall

Die winterlichen Wetterverhältnisse führten letzte Woche zu einer sogenannten Dunkelflaute im Stromnetz in weiten Teilen Deutschlands und auch im Verteilnetz der MITNETZ STROM. Muss man sich als Kunde Sorgen um die Stromversorgung machen, droht gar die Gefahr eines Blackouts?

Was ist eigentlich eine Dunkelflaute?

Als "Dunkelflaute" werden länger anhaltende Phasen von geringer Wind- und Solarstromeinspeisung bezeichnet, die nicht mehr durch andere regenerative Energien, den Einsatz von Kurzfristspeichern oder das Lastmanagement der Netzbetreiber ausgeglichen werden können. Das ist vor allem problematisch für Stromnetze mit einem hohen Anteil von Wind- und Solareinspeisern, wie dem der MITNETZ STROM. Kritisch sind vor allem sogenannte „kalte Dunkelflauten“. Diese treten meist im Spätherbst und im Winter auf.

Typisch für diese Jahreszeit sind kalte Temperaturen und kurze, dunkle Tage. Daher ist in dieser Zeit der Stromverbrauch bei Haushalten und Unternehmen durch Beleuchtung und Heizung besonders hoch. Gleichzeitig erzeugen Photovoltaik-Anlagen auf Grund der wenigen Sonne kaum noch Strom. Wenn Schnee auf den Solarpanelen liegt, vermindert das die Leistung von Photovoltaik-Anlagen weiter. Wenn dann noch Windstille dazu kommt, übersteigt der Strombedarf sehr schnell die Einspeiseleistung aus erneuerbaren Energien.

Genau diese Situation ist letzte Woche (50. KW) eingetreten. Das kann man auf der Grafik aus unserem Netzleitsystem erkennen. Am 12. und 11. Dezember ist die Einspeisung aus Windenergie (grün) und Photovoltaik (gelb) auf fast Null gesunken und nahezu den ganzen Tag (außer um die Mittagszeit) auf diesem niedrigen Nivau geblieben. Gleichzeitig war - typisch für die kalte und dunkle Tageszeit - die Stromentnahme (rote Linie) auf einem sehr hohen Niveau, weil die Menschen ihre kalten Wohnungen und Geschäftsräume beheizen und Licht einschalten müssen. Andere regenerative Energien, die wetterunabhängig sind, wie Wasserkraft oder Biomasse (graue Linie), stehen zwar auch zur Verfügung, spielen aber eine eher untergeordnete Rolle. Sie schaffen es nicht, den Wegfall von Sonnen- und Windenergie zu kompensieren.

Übrigens kann sich jeder die aktuelle Lastsituation im Netz der MITNETZ STROM auf der Internetseite hier ansehen.

Muss man sich als Stromkunde Sorgen über die Versorgungssicherheit machen?

Tatsächlich würden Dunkelflauten zu temporären Problemen in der Versorgungssicherheit bei Stromnetzen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien führen, würde man nicht gegensteuern. Schließlich sind Wind und die Photovoltaik die mit Abstand wichtigsten erneuerbaren Energiequellen, gerade im Netzgebiet der MITNETZ STROM. 

Trotz des vorübergehenden Wegfalls von Sonnen- und Windenergie ist die Stromversorgung für die Kunden aber im Regelfall nicht in Gefahr. Derzeit gibt es keinerlei Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit bei MITNETZ STROM.

Der Strombedarf wird bei Dunkelflauten nämlich größtenteils aus dem vorgelagerten Übertragungsnetz (blaue Linie) gedeckt. Die benötigte Energie kommt dann vorrangig aus den Kraftwerken mit konventionellen Energieträgern, die in der Lage sind, kurzfristig und flexibel den Energiemangel auszugleichen, wie Gas- und Kohlekraftwerke. In unserer Region sind es vorrangig Kohlekraftwerke.

Um zu gewährleisten, dass immer genügend Kraftwerke zur Verfügung stehen, wurde in Deutschland vor einigen Jahren vom Gesetzgeber die Reservekraftwerksverordnung beschlossen. Diese räumt der Bundesnetzagentur das Recht ein, die Stilllegung für die Systemsicherheit relevanter Kraftwerke zu verbieten und eventuell in der Zukunft für die Versorgungssicherheit notwendige Kraftwerke neu zu bauen. 

Bild eines Feldes mit Windrädern bei Nacht

Wie passt die Dunkelflaute damit zusammen, dass MITNETZ STROM oft davon spricht, dass reichlich Erneuerbare Energie zur Verfügung steht?

Die Aussage, das in unserem Versorgungsgebiet reichlich erneuerbare Energie zur Verfügung steht, ist grundsätzlich und nahezu immer richtig. Im bundesweiten Vergleich weist das Netzgebiet der MITNETZ STROM einen überproportional hohen Anteil an Erzeugern aus Erneuerbaren Energien auf. Deutlich mehr als elf Gigawatt Erzeugungsleistung aus EE von einer mittlerweile sechsstelligen Zahl an Einspeiseanlagen sind bei uns im Netz installiert.  Die Einspeisemenge aus Erneuerbaren Energien im Netzgebiet der MITNETZ STROM lag 2023 bei 136 Prozent des Letztverbraucherabsatzes. Das liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 55 Prozent (siehe Pressemitteilung des bdew vom 16.12.2024). Auch die mit 80 Prozent definierte Zielstellung der Bundesregierung für das Jahr 2030 hat MITNETZ STROM bereits seit Jahren erreicht.

Gleichzeitig verzeichnen wir in der Region einen vergleichsweisen geringen Verbrauch (viel ländlicher Raum, weniger besiedelt und weniger Industrie als z. B. in West- oder Süddeutschland). Das installierte Potential kann daher häufig gar nicht vollständig genutzt werden, weil gerade an sonnigen und windreichen Tagen mehr Strom angeboten als nachgefragt wird. MITNETZ STROM musste allein letztes Jahr im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Redispatchings gut 1.100 Mal die Einspeisung erneuerbarer Energien ins Stromnetz zeitweise reduzieren lassen. 

Nur sehr selten kehrt eine Dunkelflaute diese Situation temporär um, weil dann Sonne und Wind fast vollständig fehlen. In der Vergangenheit haben Dunkelflauten auf Grund des derzeit bestehenden Kraftwerkparks in Deutschland noch nie zu nennenswerten Stromausfällen geführt.