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Smart Meter Rollout - Interview mit Zeitung für Kommunale Wirtschaft

Techniker mit kleinem Messgerät in beiden Händen blickt konzentriert auf Geräte

Der Smart Meter Rollout, also die Einführung von neuen digitalen Stromzählern, ist in vollem Gange und ein wichtiger Baustein der Energiewende in Deutschland. Die Zeitung für Kommunale Wirtschaft (ZfK) hat dazu ein Interview mit Tobias Sauer, Leiter Mess-/Zähldienste bei MITNETZ STROM geführt. Darin berichtet er, wie der Netzbetreiber bei der technischen Umsetzung vorankommt, wo derzeit noch die größten Baustellen sind und welche wichtige Rolle die zweite Generation der intelligenten Messsysteme (iMSys) spielt.


ZfK: Herr Sauer, MITNETZ STROM plant bis Ende des Jahres 3500 intelligente Messsysteme zu installieren, wie viele Messsysteme und moderne Messeinrichtungen muss MITNETZ STROM verbauen?

TS: Wir werden bis 2032 schrittweise rund 1,5 Millionen neue Stromzähler in unserem Netzgebiet einbauen. Dabei handelt es sich um 1,3 Millionen moderne Messeinrichtungen und 200.000 intelligente Messsysteme. Bei der Einführung der modernen Messeinrichtungen kommen wir sehr gut voran. Seit dem Startschuss im April 2017 sind bereits über 300.000 neue Messgeräte von uns angeschlossen worden. Bei den intelligenten Messsystemen haben wir im Februar dieses Jahres mit den ersten Installationen begonnen. Hier haben wir einen Moment gebraucht, bis wir voll in die Gänge gekommen sind. Ein Grund ist die Corona-Krise. Auch das Beherrschen aller technischen Komponenten stellte uns zunächst vor Herausforderungen. Sehr geholfen hat uns die gewissenhafte Vorbereitung. In unserer Anwendergemeinschaft machen wir uns gemeinsam mit anderen Unternehmen seit mehreren Jahren für den Smart Meter Rollout fit. Ihr gehören aktuell 65 ostdeutsche Netzbetreiber an.

ZfK: Ist MITNETZ STROM „nur“ als grundzuständiger oder auch als wettbewerblicher MSB unterwegs?

TS: Wir sind ausschließlich als grundzuständiger Messstellenbetreiber tätig und fühlen uns in dieser Rolle ausgesprochen wohl. Denn auch sie erlaubt uns, als Dienstleister für Dritte tätig zu sein und entsprechende Marktchancen zu nutzen. Dies tun wir sehr erfolgreich. Bereits über 50 ostdeutsche Stadtwerke haben uns damit beauftragt, sie beim Smart Meter Rollout zu unterstützen und die Funktion des Gateway Administrators zu übernehmen. Die Montage der intelligenten Messsysteme führen die meisten Stadtwerke in Eigenregie durch. Zukünftig werden wir diese auch als schlüsselfertige Leistung für unsere Kunden anbieten.

ZfK: Welche intelligenten Messsysteme setzen Sie ein?

TS: Wir sind gemeinsam mit PPC gestartet, da es das erste Unternehmen war, das zertifiziert worden ist. So konnten wir unsere IT-Systeme frühzeitig auf die intelligenten Messsysteme des Geräteherstellers einstellen und waren zum Rollout-Start gut aufgestellt.

Hände mit Geräten bei der Ablesung eines Stromzählers


ZfK: Wie viele intelligente Messsysteme haben Sie bereits verbaut?

TS: Wir sind bedingt durch die Corona-Krise erst in den letzten Wochen beim Einbau der intelligenten Messsysteme so richtig in Schwung gekommen. Bislang haben wir rund 1500 neue Stromzähler angeschlossen. Wir hoffen, bis zum Jahresende die angestrebte Zahl von 3500 Messgeräten noch zu erreichen. Die größten Herausforderungen sind aktuell Engpässe bei Monteuren, der Funkempfang in bestimmten Netzregionen und die Sichere Lieferkette. Letztere macht die Montageprozesse deutlich aufwändiger. Hinzu kommt, dass aufgrund der Pandemie die notwendigen Schulungen nur verzögert stattfinden konnten.

ZfK: Stichwort SiLKE – wo wünschen Sie sich eventuell noch Vereinfachungen

TS: Die Einhaltung der Sicheren Lieferkette (SiLKE) ist für uns mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Dies gilt sowohl für die Schulungen als auch für die praktische Umsetzung. Ein Beispiel sind die strengen Auflagen für die sichere Lagerung der intelligenten Messsysteme. Erschwerend kommt hinzu, dass jeder Gerätehersteller seine individuelle SiLKE-Variante hat. Wir würden uns hier eine Vereinheitlichung wünschen. Dies würde Vieles vereinfachen.

ZfK: Auf welche Kommunikationswege setzen Sie hier? Breitband, Mobilfunk oder Powerline? Welcher Übertragungsweg ist Ihrer Meinung nach am geeignetsten?

Wir nutzen Mobilfunk, Mit ihm ist in unserem Netzgebiet der Smart Meter Rollout am einfachsten und günstigsten umzusetzen. Weitere Übertragungswege wie Powerline werden geprüft. Allerdings werden sie nur Insellösungen an Stellen sein, wo wir mit Mobilfunk nicht weiterkommen.

ZfK: Wie bewerten Sie die 450-MHz-Vergabe?

Der Energiesektor ist auf sichere und flächendeckende Kommunikationslösungen zur Umsetzung der Digitalisierung der Energiewende angewiesen. Nur ein 450-MHz-Funknetz erfüllt die notwendigen Anforderungen. Die Energiewirtschaft ist auf einen zügigen Ausbau eines bundesweiten 450-MHz-Funknetzes bestens vorbereitet. Wir
begrüßen, dass im Entwurf der Bundesnetzagentur die Anbindung von Smart Metern ausdrücklich vorgesehen ist. Dies ermöglicht uns, intelligente Messsysteme auch an Stellen einzubauen, wo es bislang keinen Funkempfang gibt.

ZfK: Welche Prozesse müssten sich im Allgemeinen beim Smart-Meter-Rollout noch verbessern? Was wünschen Sie sich hier von Politik und Regulierung?

Mit Blick auf die Akzeptanz des Smart Meter Rollouts ist es sehr wichtig, dass die intelligenten Messsysteme schnellstmöglich alle versprochenen Funktionen erfüllen. Dies ist momentan bekanntlich nicht der Fall, so dass Kosten und Nutzen für Netzbetreiber und Netzkunden bislang in keinem angemessenen Verhältnis stehen. Wir hoffen deshalb sehr, dass die zweite Generation nicht allzu lange auf sich warten lässt, mit der wir die Vorteile der neuen Messgeräte vollumfänglich nutzen können.

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Tobias Sauer, Abteilungsleiter Prozessmanagement/Support Mess-/Zähldienste bei MITNETZ STROM


ZfK: Wie wichtig ist es für MITNETZ STROM, dass es auch bald Smart-Meter-Gateways für die erweiterten Funktionen gibt?


Angesichts der Weiterentwicklung der Energiewende ist es für uns sehr wichtig, dass wir unsere Netze noch besser kontrollieren und steuern können. Die zweite Generation der intelligenten Messsysteme kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Ihre Daten machen das Netzgeschehen für uns sehr viel transparenter und geben uns wichtige
Aufschlüsse über die Auslastung des Netzes.

ZfK: Was waren wertvolle Erkenntnisse bisher bei Ihnen beim Einbau intelligenter Messsysteme, welche Ratschläge hätten Sie hier für andere Messstellenbetreiber?

Wir raten allen Netzbetreibern beim Einbau der intelligenten Messsysteme nicht zu warten, sondern zu starten und mit kleinen Mengen zu beginnen. Trotz klar strukturierter Prozesse gibt es beim Smart Meter Rollout eine Lernkurve. Man kann nicht alles vordenken. Deswegen sollten Unternehmen so schnell wie möglich einsteigen, um Erfahrungswerte zu sammeln.

Das Interview erschien zuerst bei der Zeitung für Kommunale Wirtschaft (ZfK). Das Interview führte Stephanie Gust, ZfK.

> Link zum Original-Artikel


Hintergrund

MITNETZ STROM ist als sogenannter Smart Meter Gateway Administrator zertifiziert worden und damit berechtigt, intelligente Messsysteme einzurichten. Der Netzbetreiber versteht sich zudem als Komplett-Dienstleister für den Smart Meter Rollout und übernimmt auf Wunsch die gesamte Einführung intelligenter Messsysteme für dritte Unternehmen. MITNETZ STROM hat in der letzten Jahren bereits umfassende Erfahrungen bei der Vorbereitung des Smart Meter Rollouts gesammelt. So hat das Unternehmen gemeinsam mit anderen Netzbetreibern aus Ostdeutschland eine Anwendergemeinschaft für intelligente Messsysteme gegründet und gemeinsam mit Hochschulpartnern das bundesweit erste Prüflabor für die neuen Messgeräte eröffnet und ein Qualitätsmanagement-System für intelligente Messsysteme entwickelt.


Weitere Informationen

Smart Meter/Zählerdienstleistungen der MITNETZ STROM


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